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Badische Zeitung 22.6.13

Abheben mit Helium

Schweizer Schüler lassen einen Playmobil-Mann mit einer Kamera 32 Kilometer in die Höhe steigen.

Ein Ballon steigt in den Himmel und wird vom Wind davongetragen. Schade, denken Kinder, denen das passiert. Nicht so Schweizer Schüler. Sie haben das extra gemacht und ein bestimmtes Gas in die Hülle eines Ballons gefüllt. Es hat den Namen Helium und ist leichter als Luft. Der Ballon stieg deshalb 32 Kilometer in den Himmel. Das entspricht der Autostrecke von Freiburg nach Titisee. Das Tolle daran: Sie hatten eine Kamera an den Ballon gebunden. Die Bilder sehen aus, als hätte sie ein Astronaut geknipst.

Ein kleiner Raumfahrer war auch tatsächlich an Bord: ein Playmobil-Mann. Er stand den ganzen Flug über vor der Kamera und musste eisigen Temperaturen trotzen. Je weiter sich der Plastikpilot von der Erde entfernte, desto kälter wurde ihm. Am höchsten Punkt der Reise hatte es minus 60 Grad. Zum Vergleich: Am kältesten Tag im vergangenen Winter hatte es in Freiburg minus 14 Grad.

Die Kamera war in einer Kapsel am Ballon befestigt. Damit sie nicht vereiste, haben die acht- bis zwölfjährigen Kinder die Kapsel mit Styropor ausgekleidet. Styropor ist das weiße Zeug, das man beim Auspacken von Paketen in die Finger bekommt. Styropor ist wie ein Mantel, der die Kälte fernhält. Der Playmobil-Mann war so weit über den Wolken kaum noch Wind ausgesetzt. Dort fühlt es sich an wie beim Tauchen. Man schwebt, allerdings ohne Druck auf den Ohren. Je höher der Ballon steigt, desto dünner wird die Luft. Der Druck auf die Außenhülle des Ballons lässt immer mehr nach. Weil der Widerstand fehlt, kann sich das Helium im Inneren des Ballons ausdehnen. Der Versuchsballon blähte sich auch auf. Beim Start war er noch so groß wie ein Viertklässler. Am höchsten Punkt war er mehr als fünfmal so groß: Der Durchmesser wuchs von eineinhalb Metern auf acht Meter an.

Die Hülle des Ballons war aus Latex. Das Material ist sehr dehnbar. Ärzte tragen es oft in Form von Handschuhen. Wer versucht, so einen Handschuh auseinanderzuziehen, merkt schnell, dass er sehr viel Kraft braucht. Doch irgendwann reißt das Material. So war das auch beim Ballon der Kinder– er platzte.

Die Schüler aus Menzingen wussten, dass ihr Playmobil-Mann nicht bis ins Weltall fliegen kann. Das beginnt erst in 200 bis 300 Kilometern Höhe, sagt der Leiter des Planetariums Freiburg, Otto Wöhrbach. Darum gaben die Kinder ihrem Playmobil-Mann einen Fallschirm mit auf die Reise. Den benötigte er zum Bremsen. Nachdem sein Ballon platzte, raste er mit 300 Kilometern pro Stunde auf die Erde. So schnell fahren in der Regel nur Rennautos.

Gelandet ist der Plastikpilot in der Nähe eines Waldstücks bei Tuttlingen in Süddeutschland. Im Gepäck hatte er die tollen Bilder von der Schweiz mit den Alpen, vom französischen Elsass und dem Schwarzwald. Damit die Kinder die Kapsel finden konnten, hatten sie einen Peilsender eingebaut.

Ein Bauer kam ihnen bei ihrer Suche zuvor. Er schickte die Kapsel an die Schweizer Adresse, die auf einem Zettel vermerkt war. Nur der Playmobil-Mann war verschwunden. Doch ein Junge wollte ihn nicht im Wald zurücklassen und suchte ihn mit seinen Eltern. So lange, bis er ihn fand. In Luzern soll der Playmobil-Mann jetzt in einem Museum ausgestellt werden.

Der Flug des Playmobil-Manns im Video, eine Anleitung zum Bau des Ballons und alles rund um das Schulprojekt "Ikarus" unter http://mehr.bz/ballon